17 MACHENSCHAFTEN DES SCHULMINISTERIUMS
- Thomas Holberg

- 3. Nov.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Nov.

17 MACHENSCHAFTEN DES SCHULMINISTERIUMS
Aufgrund der schulisch verheerenden Missstände (Siehe Artikel 01 – 16) hatte ich mit Vertretern des Lehrerrates und des Personalrates eine schriftlich formulierte Notlage vorgebracht, einen Brandbrief . Am Tag X fand unser Treffen mit einer Dezernentin der Bezirksregierung statt. Doch ihre blasierte Art signalisierte direkt, dass sie nicht wirklich gekommen ist, um Probleme hören bzw. helfen zu wollen. Im WEB kann man mittlerweile erschreckend oft solche Vorkommnisse wahrnehmen. Beispiel:
Land Niedersachsen ignorierte Brandbrief,
jetzt wenden sich verzweifelte Lehrer an die Öffentlichkeit
Bedrohungen, sexualisierte Gewalt und Vandalismus gehören zur Tagesordnung
Berlin-Friedenau
Lehrer fürchten sich vor ihren Schülern
und rufen per Brandrief um Hilfe
...kein Tag ohne Beleidigungen und Bedrohungen von Lehrern durch Schüler sowie Mobbing ... bedrohliche Gewaltbereitschaft und verbale Übergriffe... Böller gezündet und Wasserflaschen auf Schüler und Lehrer geworfen.
Verstärkt die Polizei gerufen, um...
...schon in den ersten zwei Monaten nach den Sommerferien ... 489 unentschuldigte Fehltage der Schüler...
... 80 Prozent der Schüler haben eine andere Muttersprache als Deutsch...
Berliner Schulpolitik: kein Sitzenbleiben, keine Fehlzeiten im Zeugnis
1.543 Klassenbucheinträge – in 38 Tagen
Andreas Thewalt (Elternvertreter) beklagt, seit dem Brandbrief ... fehlende Umsetzung konkreter Lösungen ... mangelnder Dialog mit der Schulaufsicht und er kritisiert auch die Absage der Schulaufsicht bei einer Sitzung der Elternvertretung als Affront….
Nun zu unserem Fiasko,
wo der Brandbrief nichts brachte,
wo die Schule mit 30 Inklusionsschülern
ohne Sonderpädagogen
den Bach runterging.
Ergo heckte die Dezernentin einen Plan aus, der den Schein erwecken sollte, dass alles nicht so ist, wie von uns beklagt, dass es keinen Anlass gibt, die Schule entweder umkrempeln oder schließen zu müssen.
Bei der nächsten Dienstbesprechung schwante dem Kollegium, was für eine Arglist sich nun anbahnte. Die Rektorin teilte uns mit, dass die Schulaufsicht einige Gutachter schicken würde, Inspektoren der sogenannten Qualitätsanalyse (QA).
Das Ministerium verkauft diese Unternehmung als ein Instrument, das Probleme erkennen soll, um daraufhin Unterstützungen einzuleiten. Tatsächlich handelt es sich dabei um Fake-Kontrollen , die je nach Ablauf falsche Gutachten erstellen. Der Schwindel beginnt damit, dass alle betreffenden Schulen vorher gewarnt werden, an welchem Termin die Kontrolleure einrücken und was genau sie inspizieren wollen. Und damit möglichst wenige Missstände ans Tageslicht kommen, gibt die Schul-„Aufsicht“ reichlich Vorbereitungszeit, gerne mehrere Monate...
Anm.:
Wäre solch ein Verfahren auch für gastronomische Betriebe üblich, dann gäbe es dort mit Sicherheit ziemlich oft hygienische Verhältnisse, die zu Himmel stinken. Ebenso darf es nicht sein, dass prekäre Arbeitsbedingungen vorherrschen, die gegen Arbeitsrechte verstoßen. Und deshalb wird dort ohne Ankündigung kontrolliert, und deshalb werden solche Betriebe gnadenlos geschlossen, wo die Welt nicht in Ordnung ist.
Also,
die QA ist das Gegenteil von einer echten Kontrolle. Sie entspricht ziemlich genau dem, was in der DDR unter Erich Honecker veranstaltet wurde. Immer wenn er gedachte, eine Fabrik aufzusuchen, wurde dort für einen Tag alles komplett auf links gedreht, wurde vom instruierten Personal nur das präsentiert, was den Erfolg der sozialistischen Produktion beweisen sollte. Erst der wirtschaftliche Zusammenbruch öffnete dann jedem die Augen.
PISA
Im schulischen Bereich sorgten bei uns die PISA-Studien ab dem Jahr 2000 für einen Schock. Bei den verdammt schlechten Leistungen unserer Schüler lag es auf der Hand, dass Vieles im Bildungssystem ungeheuer zum Himmel stinkt. Dieser ungeheure Skandal machte eine Bildungsdebatte nötig. Im Laufe dessen kamen kluge Leute auf die Idee, mithilfe von Qualitätsanalysen schulische Mängel zu enthüllen, um im Nachgang mit förderlichen Aktionen tätig zu werden.
Aber
schon mit dem Warnschuss lange vor einer anberaumten QA gerät alles zur Makulatur, weil die Rektoren den Auftrag bekommen, für die Prüfer eine Scheinwelt zu erzeugen. Welche Instruktionen bürdete man unserem Kollegium auf? Vor allem sollten wir dokumentieren, was jeder von uns angeblich für die Umsetzung der Inklusion alles geleistet hat. Mir gegenüber vernahm ich sofort zahllose Proteste, denn bereits dieser Auftrag machte klar, dass wir ein Lügengebilde erstellen sollen, denn ohne Sonderpädagogen ist in dieser Hinsicht nichts Richtiges geschehen. Ergo fehlten am Tag X entweder tausende Dokumente oder sie wurden mit irgendwelchen Dateien aus dem WEB kaschiert, von wem auch immer.
Außerdem
sollten wir u. a. darlegen, wie wir die sogenannte Binnendifferenzierung gestalten, also einen Unterricht mit mehreren Niveaustufen, der jedem gerecht werde, auch den inklusions- und migrationsbedingt sehr schwachen Schülern. Im Grunde hieße das, für jede Stunde gleich drei Pläne zu erstellen. Ein Unding, bei 28 vor- und nachzubereitenden Stunden pro Woche, plus aller weiteren Pflichten.
Kritische Stimmen?
Die Gutachter gaben auch vor, Eltern und Schüler sprechen zu wollen. Und damit sie nicht etwas Unerwünschtes hören mussten, lag es am Rektorat die passenden Personen auszuwählen und entsprechend zu instruieren.
Tag X
Nachdem drei Inspektoren über 100 Aspekte kontrolliert hatten, ordnete die Dezernentin eine abschließende Sitzung an. Was da an Ergebnissen präsentiert wurde, lag ausschließlich im grünen Bereich. Wahnsinn!!! Kein Wort über den krassen Vandalismus, obwohl jede WC-Tür in jedem Flur genau deshalb für immer geschlossen wurde. Selbst mit einer Sehschwäche hätte man die großen Infos auf den Schildern lesen können, die das zugrundeliegende Fiasko zum Ausdruck brachten. (Siehe Artikel / Bild 03.) Ebenfalls kein Wort über Angriffe auf Lehrkräfte mit Urin, mit geworfenen Flaschen, mit Stiften usw. Außerdem keine Thematisierung der umfangreich dokumentierten Fälle von Beleidigung, Mobbing und Gewalt. Wie können drei Inspektoren bei ihrem dreitägigen Einsatz all die entsprechenden Ordner übersehen haben? Unmöglich. Und als Krönung des Fake-Reportes: kein Wort über fehlende Sonderpädagogen, obwohl die Inspektoren jeden Unterricht für je 20 Minuten aufgesucht hatten.
Verbrecherische Machenschaft
Wie konnten die Inspektoren mit ihren Manipulationen vertuschen, dass bei uns in krasser Weise gegen die Statuten für Schulrecht und für Schulorganisation verstoßen wird? Das absolut konsternierte Kollegium geriet in eine Schockstarre und begriff peu à peu, was bei der Abschlusssitzung gerade vor sich ging. Denn sogar die Rektoren erhoben keine Einwände, und mehr noch, sie zeigten eine merkwürdig aufgesetzte Mimik, ein vermeintliches Lächeln zum infamen Spiel. Neben ihnen stand die Dezernentin der Bezirksregierung, die leitende Person der Schulaufsicht. Und ihre herrisch wirkende Art vermittelte unverkennbar, dass sie jeden widerständigen Geist mit der ihr gegeben Macht zusammenfalten würde, was sich keiner vorstellen wollte. Frau XX hatte also offensichtlich die Rektoren unter Druck gesetzt und ihnen auferlegt, den Mund zu halten, damit sie keinen Ärger kriegen, damit sie ihre Posten nicht verlieren.
Wozu eine Auflehnung gegen den politischen Apparat ganz schnell führen kann?
„Mundtot gemacht“:
Direktorin der Bergius-Schule muss gehen.
Es deute alles darauf hin, dass die Schulleiterin für ihre Entscheidung, den Brandbrief der Schule ebenfalls zu unterzeichnen, abgestraft werde. Für Thewalt ist klar, hier soll der Bote einer schlechten Nachricht mundtot gemacht werden.
Weitere
beispielhafte Katastrophen durch unsere verbrecherisch handelnde Schulpolitik:
Schon am 01.02.2017
Brandbrief von 67 Frankfurter Grundschulleitungen
Flüchtlingskinder, Inklusion, Erziehungsprobleme – aber kein Personal.
Es geht nicht!
Die Aufgabenflut ist mit so wenig Personal nicht zu bewältigen!
... Vertretungskräfte (für weggebrochene Lehrer) wurden versprochen, doch die tauchten ebenfalls nicht auf.
Vorsitzende des Stadtelternbeirats:
In ganz Frankfurt fehlen Grundschullehrer.
Die Schulleiter:
Bis zu 20 Kinder pro Klasse ohne ausreichende Deutschkenntnisse eingeschult...
05.01.2018
Spiegel
Von meinen Idealen ist nichts mehr übrig.
... 20 Arbeitsstunden, die ich neben meiner regulären Lehrtätigkeit zu stemmen habe. Einen Ausgleich dafür bekomme ich nicht.
Es kommt vor, dass ich von ihnen beschimpft, getreten, bespuckt oder geschlagen werde. Wenn ein Schüler austickt, stehe ich immer vor dem gleichen Dilemma: Wenn ich ihn zur Schulleitung schleppe, verletze ich meine Aufsichtspflicht den anderen gegenüber. Denn die müsste ich in der Zeit allein lassen.
Vor zwei Jahren wurde bei mir eine Depression diagnostiziert... Ein halbes Jahr ... habe ich eine Therapie gemacht. Als ich zurückkam, wollte ich das im Kollegium ganz offen berichten, aber der Schulleiter war entsetzt:
Ich solle lieber sagen, ich hätte Probleme mit dem Kreislauf gehabt.
... Auf die Frage, ob ich noch mal Lehrer werden würde, antworte ich heute mit einem klaren Nein.
07.11.2023
WDR
Warum eine Schulleiterin die Inklusion für gescheitert erklärt
Tatsache ist, dass es die Ressourcen nicht gibt und deswegen würde ich diese Inklusion eigentlich in allen Bereichen für gescheitert erklären.
29.08.2023
GEW:
Die Inklusion ... wird politisch an die Wand gefahren .
Vor allem weil die Regelschulen nicht die nötige Ausstattung und das nötige Personal erhalten, um alle Kinder inklusiv zu unterrichten“...
28. März 2023
news4teachers
Zahl der Kündigungen hat sich verdreifacht,
wie aktuelle Zahlen des Schulministeriums zeigen.
VBE:
Das Land als Arbeitgeber ist gefordert, in unseren Schulen Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Menschen für Schule begeistern und sie im Beruf halten.
Tatsächlich geschieht das Gegenteil.
Antwort von Befragten:
... Durch Überlastung erkrankt ...
Und noch viele weitere Lehrkräfte sind kurz vor dem Absprung.
18.04.2025
Süddeutsche Zeitung:
Inklusion? Gescheitert.
Ein paar Sozialpädagogen, die zu Besuch in die Klassenzimmer kommen, reichen bei Weitem nicht.
02.06.2025
WDR:
Viele Lehrer arbeiten alleine in Inklusionsklassen ... Sie fordern eine konsequente Doppelbesetzung ...
02.06.2025
VBE:
Platzmangel, Überforderung, Kürzungen...
Die Inklusion an Berliner Schulen ist gescheitert.
02.06.2025
SWR:
Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg sehen ... große Probleme beim gemeinsamen Unterricht...
02.06.2025
Welt
Inklusion :
An der Realität gescheitert
Und trotzdem will die Koalition noch draufsatteln.
Roland Stark,
Heilpädagoge und ehemaliger Präsident der SP Basel-Stadt
Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert zwar für Kinder mit Behinderungen ein Recht auf Bildung an allgemeinen Schulen, allerdings (!!!) im Rahmen eines inklusiven Bildungssystems.
D. h.: Es geht dabei nicht nur um den Zugang, sondern auch um die Notwendigkeit, dass angemessene Vorkehrungen getroffen werden und Unterstützung geleistet wird.
Außerdem:
„In der UN-Konvention von Salamanca aus dem Jahr 1994 ist an keiner Stelle die Rede davon, dass Sonderschulen abzuschaffen seien.
Im Mittelpunkt der Bemühungen um Inklusion stehen nicht organisatorische Fragen, sondern die Erfüllung der Bedürfnisse aller Lernenden.“
Spiegel Panorama
Warum ein (einziger) Kultusminister die Inklusion für gescheitert hält
Marco Tullner
Die Inklusion ist eine richtige Idee, aber auch eine ... Diskussion im Elfenbeinturm, eine Elitendiskussion . !!!
Das, was die Menschen in der Praxis in ihrem Alltag erleben, ist davon ganz weit entfernt. Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, verfolge ich ein politisches Ziel, das nicht erreichbar sein kann.
... die Uno-Behindertenrechtskonvention wird in Deutschland einseitig interpretiert.
In dem Dokument ist von
"Zugang zu Bildung"
und
"Teilhabe an der Gesellschaft"
die Rede.
In Deutschland hat man daraus die Inklusion gemacht, bei der alle Kinder dieselbe Schule besuchen sollen.
Das ist eine Überinterpretation.
Ich verstehe Teilhabe so, dass wir alle Kinder befähigen, gleichberechtigt am Leben teilzunehmen. Wir müssen vom Kind her denken, ob es die Kenntnisse dafür nun im Regelunterricht oder auf der Förderschule bekommt.
Wir brauchen ein stabiles Netz an gut ausgestatteten Förderschulen. Ich bin davon überzeugt, dass es Kinder mit Förderbedarf gibt, die dort besser betreut werden können als in einer heterogenen Regelklasse. Die Schülerschaft ist durch Inklusionsschüler und durch die Zuwanderung extrem heterogen. Sowohl die Kinder als auch die Lehrer sind überfordert, das beobachte ich an Grund-, aber auch an weiterführenden Schulen. Fast überall in Deutschland herrscht dramatischer Lehrermangel.
Es ist eine Illusion, mit den Sonderpädagogen an Regelschulen jeden Förderbedarf abdecken zu können. Dafür sind die Aufgaben zu vielschichtig. Individuelle Förderung braucht gute Rahmenbedingungen.
Förderschulen in Deutschland sind ein hohes Gut, das wir in der Inklusionsdebatte leichtfertig aufs Spiel gesetzt haben. Wir werden auch in Zukunft Förderschulen dringend brauchen.










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